Stell dir vor, du stehst vor dem Angesicht Gottes und betest an.
Du spürst Seine Gegenwart. Freude, Frieden und tiefe Dankbarkeit erfüllt dein Herz.
Hinter dir,- dir unbewußt- ,spielt sich eine tragische Szene ab.
Steine fliegen an dir vorbei, du merkst es nicht einmal, oder es läßt dich unberührt.
Hinter deinem Rücken herrscht Krieg, aber nicht in deiner heilen Welt.
Während der Anbetung, in deiner überschwänglichen Gefühlsregung,hast du den
Wunsch, in Gottes Herz zu schauen und dich mit Seinem Herzen eins zu machen.
Der Herr reagiert sogleich auf deinen Wunsch,du hörst seine unverkennbare Stimme
in deinem Herzen sagen:
„Schaue mich an!“
Im selben Augenblick siehst du ein Bild vor dir- das Auge des Herrn.
Es scheint wie wenn es aus der unendlichen Weite des Weltalls zu dir hervordringen würde.
Wie ein Feuerball, das alles verzehrt, was sich ihm in den Weg stellt.
Es durchdringt alles und sieht alles. Nichts bleibt vor ihm verborgen.
Es ist unendlich groß und dir gleichzeitig so nahe, daß du es als den Spiegel
Seiner Seele betrachten kannst. Du siehst darin, was sein Herz bewegt.
In Seiner Pupille widerspiegelt sich die Szene, die sich hinter deinem Rücken abspielt.
Du bist überwältigt von dieser Erscheinung und gleichzeitig schockiert über das, was du siehst.
Du bist Zeuge einer Steinigung, die zum Tode führen kann.
Im Vordergrund siehst du eine Person in anbetender Haltung mit einem Gebetsschal
über dem Kopf. Ein Israelit, ein „Gotteskämpfer“ fällt dir spontan ein.
Und weitere Gedanken,- wie durch Gottes Geist gelenkt,-schießen dir durch den Kopf:
Einer aus Gottes auserwähltem Volk. Ein Nachkomme Abrahams, dem Vater des
Glaubens, mit dem Gott einen Bund, auf der Grundlage eines Opfers, geschlossen hatte.
Gott versprach, durch Abraham und seinem Nachkommen (Jesus Christus), alle Völker
zu segnen, alle die glauben.
Plötzlich wird dir bewußt, daß auch du dazu gehörst, du, der wilde Zweig, der in
den edlen Ölbaum eingepropft wurde.Durch den Bund,den du durch den Opfertod Jesu
mit Gott geschlossen hast, gehörst auch du zum auserwähltem Volk Gottes.
Das Heil kommt von den Juden- denkst du- und ich habe Anteil daran.
Er ist einer meiner Glaubensgeschwister schießt es dir durch den Kopf.
Unbekümmert darüber was sich vor ihm abspielt, betet er mit erhobenen Händen
unseren Gott an. Du bist beeindruckt.Die Tragik der Szene ist dir längst offenbar geworden
und du versuchst,eine Erklärung dafür zu finden.
Vor dieser anbetenden Person hast du nämlich eine lange Reihe von Menschen
wahrgenommen- wohl aus allen Nationen,- die mit Steinen, einer nach dem anderen,
auf ihn werfen.Es deutet auf die Feindschaft zwischen dem Volk Gottes und den Nationen hin,
oder anderst ausgedrückt, dem Reich Gottes und der Welt unter der Herrschaft Satans.
Vor deinem inneren Auge siehst du aus der aktuellen Berichterstattung der Medien
eine Folge von Bildern, die mehr oder weniger wahrheitsgetreu über die Situation in
Israel berichten.
Ein Land, das ständig mit Gewalt, Ablehnung, Verleumdung und Haß konfrontiert ist.
Die Nationen tragen mit ihrer Israelfeindlichen Politik ihren Teil dazu bei.
Ein kleines, unscheinbares Land mit der Hauptstadt Jerusalem und dem Tempelberg,
das Gott für sich beansprucht und seinem Volk anvertraut hat.
Ebenso wird dir das Elend deiner Glaubensgeschwister, die weltweit Verfolgung erleiden,
vor Augen geführt. Du spürst den Schmerz im Herzen Gottes und hörst Ihn sagen:
"Sie sind bereit, den Preis zu zahlen ! "
Sogleich erfüllt dich ein unbehagliches Gefühl.Du spürst, daß Gott dich etwas fragen möchte.
Angst erfüllt dein Herz.Du willst nicht Rede und Antwort stehen !
Willst nichts mit diesen Geschichten zu tun haben.
Neutral sein, von Außen betrachten aber nicht darin verwickelt sein.
Deine heile Welt gerät ins Wanken.
Anbeten, loben, singen - ja, Kampf, Schmerz – nein – schreit es in deinem Inneren.
Du hast diesbezüglich schon deine Erfahrungen gesammelt. Weißt ,was es bedeutet,
von einem Stein getroffen zu werden!
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„ Hast du mich lieb?“, unterbricht der Herr plötzlich deine Gedanken.
Es dringt wie ein scharfes Schwert in dein Herz ein.
Du weißt, du mußt dich jetzt sofort für eine Seite entscheiden.
Du kennst sein Wort:
„Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“.
Es gibt keine neutrale Position.Entweder umkehren und den Tatsachen ins Auge schauen,
für Sein Reicheinstehen, koste es was es wolle - oder:
deinem Glaubensbruder weiterhin den Rücken zukehren als gehe dich seine Situation nichts an.
Wie erstarrt schaust du in das Auge Gottes.
Dein Blick ist an dem Anbeter hängengeblieben.
Du fragst dich,warum du in diesem Spiegelbild nicht zu sehen bist?
Wie wenn du garnicht existieren würdest.
Es findet ein Kampf in deinem Herzen statt. Die Sehnsucht, an der Stelle des Anbeters zu sein
gegen die Angst, die dich daran hindern will.
Du spürst die Liebe Gottes, wie ein sanftes Drängen, die Angst zu überwinden.
Du faßt den Entschluß und drehst dich um.
Ein unbeschreibliches Gefühl von Frieden und Geborgenheit durchströmt dein Herz.
Du spürst Gott mit all seiner Macht und Herrlichkeit hinter dir.
Nun begreifst du und erkennst die anbetende Person im Auge des Herrn
- du selbst - bist es!
„Es ist eine Ehre für mich, Herr“- hörst du dich sagen.
„Wer dich antastet, tastet meinen Augapfel an“- hörst du den Herrn sagen.